Stille

 

Wenn du wissen willst, was ich wirklich will.
Heute nacht, so gegen drei, wachte ich auf,
und nichts war zu hören.
Weißt du noch, wie sich Stille anhört?
Wenn kein Windhauch kein Blatt in keinem Baum bewegt.
Wenn kein Tier in die Nacht ruft,
kein Hund dem Mond sein Leid klagt.
Wenn in der Ferne kein Flugzeug den Himmel zerschneidet.
Wenn weit und breit keine Autos scheppern und brummen.
Wenn keine Motorsägen Bäume verstümmeln,
wenn nirgendwo ein Radio oder Lautsprecher plärrt,
keine Leute sich wichtiges zurufen,
und nicht mal das Lachen von Kindern,
oder das Liebesstöhnen von Nachbarn zu hören ist…

Ich weiß, das klingt für manche verrückt,
aber das ist für mich das größte Geschenk,
das ich zur Zeit erhalten kann.
Heute Nacht, so gegen drei wachte ich auf,
und nichts war zu hören.

Ich lauschte in die endlose Weite der Stille.
Es war, als würde ich in einem Raumschiff durch die Zeit reisen.
Schneller als das Licht.
Es war, als hätte ich einen Cocktail aus THC, MDMA, und Psylicibin in mir.
Es war als würde ich schweben, über meinem Bett.
Denn endlich, endlich durfte sich mein Geist ungehindert,
ohne Ablenkung ausweiten.
Meine Seele durch die Nacht tanzen.
Und es gab nichts was zu beachten war.
Nichts, woran sich mein dauergeschäftiger Verstand aufhängen konnte.
Es war, als hätte jemand den Stöpsel gezogen,
und aufgebrauchte Gedankensuppe konnte abfließen.

Und für kostbare Ohrpausen,
bevor eine Eule in der Ferne ihr monotones Lied fortsetzte,
war ich glücklich.
Weil in diesen Momenten der Stille,
nichts ruft und nichts getan werden will.
Es ist wie Durchatmen mit jeder Pore,
und gibt mir Kraft.
Das ist, was ich wirklich will.
Kein Spielzeug, das mir angeboten wird,
kommt da ran.
In der Stille bin ich glücklich.
Es ist wie ein Rausch.
Ich freu mich schon aufs nächste Mal.

 

(Vigor Calma, 2016)



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