So gut

 

 

Bist Du jemals auf die Idee gekommen, Du wärest gut - so wie Du bist?

Nicht irgendeine esoterisch spirituelle Hirnwichserei. Nein, so richtig, ehrlich, tief in Dir gefühlt. Zufrieden mit Dir und Deinem Sein.

Es ist nicht so leicht, ehrlich mit sich zu sein. Wo doch jederzeit für die Außenwelt Masken aufgesetzt werden müssen. Da kann schnell der Irrtum wachsen, man wäre seine Maske. Darum meine Frage nach der Ehrlichkeit Dir selbst gegenüber. Wenn niemand hinschaut, und niemand Dich beobachtet. Vielleicht wenn Du zu müde und erschöpft bist, um die Maske noch zu füttern. Kannst Du dann ehrlich mit Dir sein, und Dir eingestehen wie gut Du Dich wirklich findest und fühlst? Kannst Du dann mal kurz einen Schritt zurück treten, und schauen, wie oft Du den vergangenen Tag Dinge getan, gesagt, gedacht oder gefühlt hast, um Ideale fremder Phantome zu befriedigen?

 

Du weißt, dass Liebe ne große Sache ist. Lieben ist gut. Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst, und so... Wie sehr liebst Du Dich denn selbst? Und wofür?

Dafür, dass Du angestrengt vesuchst lieb zu sein? Freundlich? Pfadfindertugenden umsetzt? „Jeden Tag ne gute Tat?“ Okay. Auch das darf sein. Aber Du erwartest dafür keine Belohnung von einem Karmabeamten, oder? Dass ein Engelchen auf ner unsichtbaren Wolke über Dir mitschreibt, und Dir nach Deinem bemühten Leben Fleisskärtchen schenkt. Oder? Bitte sei ehrlich mit Dir. Es ist okay, wenn Du es nicht für Dich machst. Wir sind in einer Gesellschaft hoher, wenn nicht sogar unerfüllbarer Ideale groß geworden.

 

Das waren so genannte Heilige, deren Vorbildern wir nacheifern sollten – und vielleicht sogar wollten. Ohne zu bedenken dass Legenden gerne zu Übertreibungen neigen, und wenigstens ich in meinem Leben, weder Heilige, noch Magier oder Aliens getroffen habe.

 

In meiner Welt traf ich nur Schüler. Und alle Schüler konnten etwas, und an anderer Stelle lernten sie noch. No big deal. Aber über uns schwebt diese Atmosphäre von Erhabenheit. Staunen sollen wir, wenn jemand was kann. Nacheifern sollen wir. Oder Vorbilder sein. Wie ist es? Willst Du das?

Oder kommt Dir manchmal ein leichtes Unwohlsein hoch, wie nach zu viel fettigem Essen, und Du fragst Dich, was das in Dir verloren hat?

 

Da sind wenigstens 2 widerstreitende Energien am Start. Einerseits, fühlt es sich auch ohne jede Prägung richtig an, das Maximum aus mir und meinem Leben zu machen. Und warum nicht dann und wann anderen die Hand reichen, und Müll aus der Natur aufheben? Brech ich mir nichts ab. Reich wie ich bin, ist das völlig im Bereich meiner Möglichkeiten, und erscheint mir gesund. Andererseits kann das leicht zu einem Querschläger werden, wenn Außenstehende beobachten, bewerten, und verurteilen, was jemand macht, oder unterlässt.

 

Das junge 21ste Jahrhundert ist ein Tummelplatz für edel Gesinnte, die genau wissen, wie die Welt zu sein hat, und alle über ihren Kamm scheren. Ohne zu bemerken, dass sie Moralkonstrukte unreflektiert in sich tragen. Das Dumme ist, mit der Moral, dass sie installiert wird, wenn Widerstände und eigenes Denken noch wenig geschult sind. In frühen Kindheitstagen. Wurde Moral installiert, damit wir ein gutes Leben, oder damit Eltern, Schule, oder Unbekannte ein gefügiges Spielzeug haben?

 

Ganz davon abgesehen, gibt es Medien und Traumfabriken, die vorgeben, wer und was wir zu sein hätten. Gut aussehen sollen wir. Gepflegte Kleidung sollen wir tragen. Nicht wütend sollen wir sein. Geld verdienen. Pünktlich sein. Tierlieb. Ökologisch. Den Müll trennen. Nicht laut sein. Niemand stören. Hilfsbereit sollen wir sein. Immer mit der völlig eindeutigen Klarheit, dass das ja ganz eindeutig „richtig sei“.

 

Ach ja, und nicht trotzig sein, jetzt. Trotzig sein, ganz schlecht. Pfui. Also nicht aus Trotz zum Punk oder Rebellen werden. Das wäre auch nur, das Leben nach Anderen auszurichten. (Und das meine ich nicht ironisch).

 

„Herz, ey! Wat willste denn eigentlich? Wat soll det jelaber? Wie soll ich denn sein?“

 

Hier die alles entscheidende Antwort und Botschaft des heutigen Tages. Bitte anschnallen, Helm festzurren, und bereit machen:

 

Nichts sollst Du sein!

Du kannst, Du darfst, aber einzig, wie Du es für Dich aus Deiner Tagesform heraus wünscht.

 

Traue weder „Deinen“ Glaubenskonstrukten, noch denen Anderer. Da ist nichts was erfüllt werden müsste.

 Wenn Du nur Liebe bekommst, wenn Du dafür etwas darstellen musst, ist das keine Liebe.

Du bist gut, genau wie Du bist! Und nach meiner persönlichen Sicht liebenswert für all Deine ganz persönlichen Schwächen, Verletztheiten, Wunden, Ängste, Unsicherheiten, ah, und ganz besonders für Deine Wut und Liebe für Illusionen und Bequemlichkeiten.

Es ist gut, dass Du NICHT perfekt bist. Das macht Dich perfekt in meinen Augen. Das ist gut so. Gut, genau so, wie es jetzt scheint.

 

(Vigor Unmöglich Träumer Calma, 2019)

 

 

 

 



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