Überblick Sexuelle Navigation Vigor Calma

 

Überblick  (Sexuelle Navigation)

 

Es ist anspruchsvoll, den Überblick zu behalten.

Oder ihn überhaupt erst mal zu erreichen.

Besonders im Bereich Sex/Partnerschaft lauert die Verstrickung in jeder Umarmung und jedem Orgasmus, und schmeckt besonders süß.

Wer liebt es nicht, mit Sex den anstehenden Aufgaben zu entfliehen?

 

Auch Sex kann ein Werkzeug zur Wahrheitsfindung sein.

 

Nur wird es selten dafür genutzt.

 

Die altmodische Fraktion, will bis heute glauben, es handle sich bei Sex um ein Werkzeug zur Fortpflanzung. Das ist insofern richtig, weil es überhaupt keine sexuelle Anziehung und keine sexuellen Auswahlkriterien gäbe, wenn die Natur uns nicht zum Ficken verführen wollte. Die große Belohnung „Liebe“ (oder „Verliebtgefühle“), oder die kleine Belohnung „Orgasmus“, sind in dem Fall nichts weiter verführerisches Lockmittel, um über Unvereinbarkeiten hinweg zu täuschen, und das Rad des Leides weiter rollen zu lassen. Think about it: Keine Nachfahren, keine Fortsetzung alter Dramen.

 

Die Fraktion, die sich für sehr modern und schlau hält, weigert sich, dieses Spiel mitzuspielen (zumindest bis zu einem bestimmten Zeitpunkt), und nennt Sex oberflächlich „Spaß“. Sie benutzen die genetischen Programme, um sich zu unterhalten.Wogegen in einer langweiligen Leistungs- und Normgesellschaft nichts einzuwenden ist. Da wird dann eitel darauf rum geritten, welcher sexuellen Geschmacksrichtung man angehöre, wird verglichen, bewertet, und im Namen der Lust ordentlich am Ego rumgewichst. Ja, das macht Spaß, und ich muss das wissen, weil ich es lang genug auch getan habe. Und es kann zum Selbstläufer werden, zum Selbstzweck, in dem nichts mehr bewegt wird.

 

Wer sich vom äußeren Schein nicht verwirren lässt, wird irgendwann beinahe zwangsläufig in tiefere Schichten der Lust vordringen. Auch da lauert wieder eine Falle, die ich deutlich bei Tantrikern und S/M-Praktikanten sehe. Sie symbolisieren zwei gegenüber liegende Pole, des gleichen Spieles. Da geht es nicht mehr rein um Spaß, und sicherlich nicht um Fortpflanzung, aber sehr leicht werden auch diese Übungen zum eitlen Selbstzweck. Elitäre Selbstbeweihräucherung etwas „erreicht zu haben“, womit man sich vom Fußvolk abhebt. Wer's glaubt...

 

Jede Übung scheint die Option zu beinhalten, entweder zum routinierten Narr zu werden, oder den nächst tieferen Raum zu betreten. Ich mag das Bild von Hermann Hesse, das er in seinem Gedicht „Stufen“ beschreibt. Dass Lebensabschnitte (oder Lebenslektionen) wie Räume sind.

 

Räume, die man wie in einem Schloss durchwandert. Das Schloss ist unsere Seele. Und die Räume... Idealerweise wären sie leer. Nur werden sie bis man neue Wege geht, von Fremden zugemüllt. Und in wichtiger Eitelkeit, Naivität, Bequemlichkeit oder Unwissnheit, erlauben wir es nur zu gerne. Müll ansammeln, wird gerne mit Reichtum verwechselt. Bestimmte Räume des Schlosses können überhaupt nicht erreicht werden, weil manche Türen komplett zugestellt sind. Mit nutzlosem Ballast aus längst vergangenen Zeiten.

 

Ich habe irgendwann angefangen, Sex als ein Spiel zu genießen, das auf die denkbar süßeste und spannendste Art half, meine zugemüllten Räume aufzuräumen. Man könnte das Selbsttherapie, oder einfach Heilung nennen.

 

Überprüfe, wenn du willst, wie es dir damit geht, wenn du deine Sexualität als Werkzeug der Heilung sehen würdest.

 

Hast du dann das Gefühl, dir würde ein nettes Hobby genommen? Die heilige „Spontaneität“? Oder die Träume von der Familiengründung? Sicher ist es nicht allen im Leben zugedacht, Wahrheitsfinder zu sein. Nur wäre es ein Zeichen von Integrität, zu wissen, oder wenigstens zu versuchen zu ahnen, zu welcher Fraktion man gehört. Integrität bedeutet eben auch, beim Sex weiter zu machen, und auch dort den eigenen Idealen treu zu bleiben. Mir scheint es so, dass gerade im Sex gerne Ausnahmen gemacht werden. Die geheime Fluchtzone, wo die erkannten Wahrheiten nicht angewandt werden. Aus Angst etwas Geiles zu verlieren, oder Unwissenheit, wie man sexuelle Integrität praktiziert.

 

Es ist ungeheuer schick geworden, mit putzigen Kalendersprüchen um sich zu werfen. Da wird unreflektiert zitiert, was einem aus einer Laune heraus „richtig“ erscheint, oder auch nur „gefällt“. Wer aber ist bereit den Preis zu zahlen, die Kalendersprüche im eigenen Leben zu integrieren? Man wird nicht zum Buddha, indem man Buddha zitiert. Sex bleibt einfach nur Sex, wenn man sich von der geilen Belohnung ablenken oder bestechen lässt. Auch im Sex ist ein gewisser Zen-Geist angemessen. Das wirst du im Porno nicht vorgelebt bekommen. Das wirst du selten im Sexratgeber lesen, und auch nicht von Kirchen hören, die neuen Nachwuchs wollen.

 

Alles kann Werkzeug der Wahrheit, deiner tiefsten, innersten Wahrheit sein. Auch Sex. Es ist völlig okay, sich für eine Weile vom Sog wegtragen zu lassen. Ebenso gilt es von Zeit zu Zeit inne zu halten, und zu überprüfen, ob man noch auf dem Weg ist, den man einschlagen wollte. Genau wie alles Werkzeug sein kann, kann alles auch Droge sein, und der Lebensflucht dienen.

 

Ich habe Lebensflüchtlinge in allen Bereichen getroffen. Zweibeiner, die sich entweder selbst belogen, oder Fachidioten wurden, weil sie unterwegs ihre Bereitschaft verloren hatten, neue Wege einzuschlagen.

 

Ich habe früher psychedelische Drogen sehr geliebt, weil sie ein hervorragendes Werkzeug waren, mich aus eingeschliffenen Routinen zu katapultieren. Auch Geldnot, Obdachlosigkeit, oder heftige Konflikte können Routinen zerschmettern. Wer sich etwas vormacht, wird das im Rahmen einer psychedelischen Reise (sofern sie kein Party-Entertainment ist), deutlich unter die Nase gerieben bekommen. Das ist äußerst heilsam.

 

Was machst du, um deinen Standort in deinem Seelenschloss zu bestimmen?

 

Hast du Werkzeuge, die dir bei der Navigation helfen?

Berater?

Wahre Freunde?

Oder stürzt du blauäugig in jedes Abenteuer, und hoffst, heil durch zu kommen? Oder hast du womöglich Vertrauen, dass alles seine Richtigkeit hat, und du in der Lage bist, auf die richtigen Signale, zur rechten Zeit zu hören?

 

Was ich mit diesen Worten nicht meine, ist, dass du dein Leben planen sollst. Es ist eine Illusion zu glauben, irgendwas ließe sich planen. Zumindest wirst du dich mit Plänen weit mehr verstricken, als durch waghalsiges Ausprobieren. Es spricht auch nichts dagegen, Informationen einzuholen. Zu überprüfen, wo man sich befindet.

 

Wer sich im Dschungel verirrt, wird versuchen einen Anhöhe, einen hohen Baum, oder einen Berg zu finden, um von einem erhöhten Standpunkt einen Überblick zu bekommen. Das ist halbwegs gesunder Verstand. Im realen Leben verirrt man sich oft genug im Dschungel. Auch im Dschungel der eigenen Gefühle und Bedürfnisse. Darum mein ungefragter Rat als Freund und Anwalt:

 

Öfter mal Pause machen, einen erhöhten Standpunkt einnehmen, und Standort bestimmen. Es sei denn, du hast in selbstmörderischer Absicht Spaß daran, dich immer tiefer im Dschungel zu verirren. Sogar das kann Spaß machen. Allerdings... Zu glauben oder hoffen, dass Selbstzerstörung dazu führen könnte, dass du davon befreit wirst, deine Aufgaben zu lösen..?

 

 Finde es selbst heraus... unter Berücksichtigung aller Vorsichts-Maßnahmen.

 



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