Der Weg ist das Ziel. Na und?   (Juli 2018) 

 

Papier sei geduldig, sagt man. Womit ausgedrückt wird, dass es sich nicht wehrt und den Verfasser stupider Märchen nicht beißt oder verschlingt, sobald der den Pfad der Wahrheit verlässt um romantische Ideale zu verhökern. Würde man in einem streng wissenschaftlichen Sinn auf manche Aussagen schauen, müsste man zugeben, dass sie ins Reich der Fantasie gehören. Nicht dass Wissenschaft jemals irgendwas hätte „beweisen“ können. Nur hat sie genauer darauf geachtet, dass der Zweibeiner nicht völlig abdriftete, und ein Nagel ein Nagel blieb, und ein Hammer ein Hammer. Was ich ein wenig vermisse, bei den Freunden der Mystik, Esoterik, und Spiritualität. Man sollte davon ausgehen, dass gerade sie im Namen der Wahrheit besonders genau hinschauen würden. Nur lassen sie sich sehr gerne von Ideen davon tragen, von denen sie sich einfach nur wünschen, dass sie wahr wären. Einfach, weil die Welt dann „schöner“ wäre.

 

Neulich flog mir ohne besonderen Grund das Wort „Skepsis“ zu. Was in seiner ursprünglichen Bedeutung „sehen und beobachten“ bedeutete – ohne den negativen Beigeschmack des Zweifels und Misstrauens, den das Wort heute hat. Ich könnte mich durchaus als Skeptiker bezeichnen. Im ursprünglichen Sinn. Ich sehe und beobachte – und wenn das nicht mit dem in Deckung ist, was Leute von sich geben, drängt sich mir relativ häufig der verdacht einer süßen Lüge auf. Es passiert schnell, dass aus einer netten Idee eine Lüge erwächst. Zum Einen, weil es bequemer ist, und zum Anderen, weil Zweibeiner geradezu versessen nach süßen Lügen sind.

 

Genau betrachtet gehören Geschichten in ein anderes Reich, als das „wahre Leben“ bzw. die jeweils gewählte „Realität“. Die Unterscheidung in Wahrheit und Fantasy ist ziemlich willkürlich. Ich wollte Fantasy als Wahrheit sehen, weil ich in eine angehende Hexe verknallt war. Hochgradig verliebt in Colette, wollte ich, dass ihre wildesten Theorien, die sie irgendwo aufgeschnappt hatte, wahr wären. Mein Einstieg ins Reich der Mystik, Esoterik, und Spiritualität. Glücklicherweise erhielt ich zeitgleich vom praktizierenden Zenbuddhisten Alex einen Crashkurs in Zen. Was dem Skeptiker sehr gefiel, denn Zen ließ keinen Stein auf dem anderen. Zen riss Konstrukte ein – inklusive aller Ideen von „Zen“. Was mir sehr sympathisch war. Alle anderen Erfinder von Konstrukten, bestanden und bestehen darauf „ernst genommen“ zu werden. Zwecks Platz in der Geschichte und Spur auf dem Planeten hinterlassen, und so. Illusion von Unsterblichkeit.

 

Was einige Leute großspurig als Wahrheiten verschleudern, will uns wie Wahrheit erscheinen, weil es Hoffnung schenkt. Wogegen erstmal nichts einzuwenden ist, denn es gibt immer Zeiten, in denen Hoffnung willkommen ist. Auch wenn sie illusionär ist. Hauptsache, sie macht Mut.

 

Die Wahrheit schert sich nicht sonderlich um Hoffnung. Wenn Happy Dalai Lama dir Mut macht. Wunderbar. Take it, Enjoy it. Wenn die Hoffnungsinfusion aufgebraucht ist, lass die tröstenden Worte mit der nächsten braunen Schlange in die Kanalisation wandern. Wenn der Hoffnungsschimmer kurzfristig hilft, ist er beim spielerischen Jonglieren mit Lebensaufgaben eher hinderlich. Das Leben kümmerst sich nicht um deine, meine, order irgendwelche Philosophien. Überprüfe, ob das Leben sich wirklich ändert, nur weil du einem Glauben folgst, oder ob es nur deine Wahrnehmung ist.

 

Worte haben erschreckend oft den Charakter von Mantren. Sagt man sich etwa snur oft genug vor, scheint es wahr zu werden. Allerdings sind Worte ein mäßig geeignetes Werkzeug, um die Welt oder das Leben zu erklären. Eventuelle sind Worte, Mantren, und all die hübschen Philosophien nur zu einem Zweck da:

Um uns abzulenken

Von der Tatsache, dass wir nach Jahrtausenden immer noch nicht raus gefunden haben, worum sich alles dreht. Der Tod wurde nicht besiegt. Und die Liebe zwischen den Zweibeinern ist weiterhin eine hübsche Vision. Genau wie die Idee des „Mensch-Seins“ oder der Freiheit.

Wie blöd...

Da darf man wohl zur Zigarette, Nadel, oder zu Worten greifen.