Unbewusstheit und Schuldzuweisung sind Synonyme.
Wer nicht zu Selbstreflexion, Mitgefühl, oder auch nur zum Denken fähig ist, wird für das eigene Leid, die eigene Frustration, die eigene Dämlichkeit, grundsätzlich Schuld im Außen finden. Oder anders gesagt: alle sind schuld, und man selbst ist ein verkannter Engel oder ignoriertes Genie. Solche Subjekte sind bevorzugt an herabhängenden Mundwinkeln zu erkennen. Sie tragen ein graue oder kackbraune Aura, und könnten miese Energien stinken, würde niemand sich in die Nähe solcher Subjekte aufhalten. Gewissermaßen würden die kleinen Stinker dann in ihrem eigenen Gestank einsam und verlassen verrotten.
Dummerweise sind die kleinen Stinker nicht am Geruch zu erkennen, sondern meist erst, wenn sie ihre Exkremente über einen geschüttet haben. Die kleinen Stinker, diese amüsanten Unfälle in der göttlichen Schöpfung, scheinen geduldig darauf zu warten, bis sie ein Objekt finden, über das sie ihre angesammelten Exkremente entladen können. Das äußert sich dann durch einen gezielten Vorwurf, einen unangebrachten Angriff, und besonders häufig durch ungefragtes Ausbreiten der eigenen düsteren Weltsicht. Man kann meist nicht so schnell in Sicherheitsabstand springen, wie das geschieht.
Die Macht der kleinen Stinker ist keine große Kunst. Es ist nur eine langweilige, spießige Routine, mit der sie über Jahrzehnte gelernt haben, alle an der eigenen negativen Weltsicht teilhaben zu lassen. Tatsächlich würde niemand mit Verstand und Gefühl mit den kleinen Stinkern auch nur ein Wort wechseln. Leider machen sie sich gerne zu Experten in bestimmten Bereichen, damit man sie um Hilfe oder Rat fragt, weil sie einen „guten Job“ abliefern. Leistung und Arbeit werden in der kranken Gesellschaft immer noch höher geachtet, als Herzlichkeit und Empathie. Das wissen die kleinen Stinker intuitiv, egal wie bekloppt sie sind. So werden sie indirekt in ihrer Mieslaunigkeit und infektiösen Übergriffigkeit noch gefördert und bezahlt. Worauf sich die kleinen Stinker sogar wagen, eitel etwas einzubilden. Die kleinen Stinker sind wie gesagt verkannte Genies, wissen alles am besten, und tun ihren gruseligen Beitrag an der allgegenwärtigen, schaurigen Energie aus Missgunst, Aggression, und Mutlosigkeit.
Vermutlich kennen Sie solche kleinen Stinker. Sie sind überall. Springen einen bevorzugt dann an, wenn die Sonne scheint und das Leben schön ist. Sie stellen ein Bein, wenn man am wenigsten damit rechnet. Sie erzeugen mit ihrem gestörten Verhalten Misstrauen – denn wo ein kleiner Stinker ist, sind weitere kleine Stinker, richtig? Wenn Sie das glauben, und ihr Leben darauf ausrichten, sind Sie bereits vom kleinen Stinker infiziert.
Das Schlimmste an den kleinen Stinkern ist jedoch, dass es gegen sie kein Gegenmittel gibt. Sie hätten Ohrfeigen, Arschtritte, Folter bis zum Tod verdient, und auch hier sind die sonst unbewussten kleinen Stinker äußerst clever. Intuitiv wissen sie, dass sie gewonnen haben, wenn ihr Gegenüber sie bestraft. Auch wenn die Strafe gerecht scheint, ist es genau die Art von Lynchjustiz, zu der die kleinen Stinker greifen würden, hätten sie genug Mut.
Sie wollen wissen, was Sie tun können? Atmen Sie tief durch. Manchmal greift man versehentlich in schleimige, stinkende Substanzen. Davon geht die Welt nicht unter. Gehen Sie zum nächsten Wasser, und spülen Sie den Modder ab. Dann gehen Sie ihres Weges, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Erinnern Sie sich jederzeit, dass die kleinen Stinker in sich und aus sich heraus keine eigene Macht haben; sie haben nur die Macht, die Sie ihnen zugestehen. Und das ist wirklich zu viel der Ehre.