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Grenzen Der Evolution II


Das ganze Thema A.I. hat bereits im Anfang einen gigantischen, unüberwindbaren Fehler. Einen richtigen, echten, katastrophalen Fehler. Nicht für die breite Masse der Zweibeiner. Die wird A.I. feiern, wie zuvor Handys. Es betrifft wohl nur mich, und eine Handvoll ähnlicher Außenseiter. Weshalb diese Worte wohl nur ein Selbstgespräch sind.


Gestern verbrachte ich viele Sunden im Internet, und hatte meinen Spaß eine sogenannte künstliche Intelligenz verrückte Bilder machen zu lassen. Bilder, die weder ich, noch ein Rembrandt oder H.R. Giger hätten malen können. Voller Verrücktheit, die nur dadurch zustande kommen kann, weil der Geist in der Maschine keine Idee hat, was er da macht. Gewissermaßen drückt A.I. vollkommen unvoreingenommenes, kindliches Spiel aus. Das ist die Schönheit der Kunst aus der Maschine. Die Maschine weiß nicht, was sie an Elementen zusammenfügt. Wie sie das macht, lässt Ausdrücke entstehen, wie sie höchstens Verrückte oder Kreative auf Drogen hinbekommen. 

Und hier kommt das Paradox. 

In dieser totalen, kreativen Explosion, steckt prüde, biedere Spießigkeit, schlimmer als alles, was die jämmerlichsten Zensoren der Weltgeschichte verbrochen haben. Dagegen war sogar die staatlich erlaubte Kunst des Hitler-Regimes obszön und pornographisch.


Tatsächlich wagen es die langweiligen Programmierer-Nerds an dieser Stelle von "Sicherheit" zu sprechen; wie dieses Argument immer vorgeschoben wird, wenn es um finanzielle Interessen geht. 

A.I. kennt weder Nippel, Schwänze, Pussys, noch Arschlöcher. A.I. darf nichts erschaffen, was irgendwie "anstößig" wäre. 

Gemessen woran? 

Entschieden von wem? 

Von Leuten, die offenbar die gesamte angehende Menschheit auf das Niveau von Kleinkindern runterschrauben oder dort halten wollen. Ohne zu realisieren, dass sogar Kleinkinder Genitalien und eine Sexualität haben.


Anders gesagt: Internet und die verfluchten Programmierer üben Zensur aus. A.I. wird als Werkzeug der Freiheit verkauft, und hat jetzt bereits eine Grenze einprogrammiert, die mich in einem Ausmaß provoziert, dass ich genau das schaffen möchte, was die langweiligen, versklavten Nerds vermeiden wollen: obszöne, exhibitionistische, hochgradig dekadente und versaute Bilder, die den geilsten, schlüpfrigen Morast der Zweibeiner zeigen. 

Weil das Schnarchen der Zweibeiner immer lauter wird. 

Weil die Bevormundung der Computer-Diktatoren immer schamloser wird. Weil ich mir nicht von irgendwelchen anonymen Systemen vorschreiben lassen will, was ich fantasieren und träumen dürfte.


Ganz unbemerkt infiltrieren die Nerds einen Bereich der angehenden Menschheit, wo sie einfach nichts zu suchen haben. Den Bereich, wo jedes einzelne Herz über sich hinauswachsen und aus den Zwängen der Gesellschaften und Normen entfliehen kann. 


Seit ich angefangen hatte, mich mit Kunst zu beschäftigen, hat mich stets am meisten fasziniert, wenn Künstler wagten darzustellen, was sich niemand sonst zu erwähnen oder zu zeigen traute. Das konnte erschreckend, schockierend, abstoßend sein. Ich hatte nie den Anspruch, dass Kunst "schön" sein, oder mir "gefallen" musste. Sie musste mich auf keinen Fall mit "Können" oder "Virtuosität" beeindrucken. Kunst war dann Kunst für mich, wenn mich etwas darin berührte. Wenn meine Wahrnehmung erweitert wurde. Wenn meine Sichtweisen auf den Kopf gestellt wurden. Wenn ich in eine fremde, unbekannte Welt geschubst wurde. Dann begann ich Fragen zu stellen, die mich nie jemand gefragt hatte. Dadurch wuchs ich. Dadurch lernte ich. Vor allem erfüllte und freute mich das.


Die wachsende A.I. Bewegung gibt vor, die Zweibeiner auf ein neues Level zu heben. Was einerseits stimmt, weil A.I. nicht weiß was sie tut. Dadurch fällt zum Beispiel die leidige Eitelkeit und egozentrische Onanie des Künstlers weg. Wunderbar. Gleichzeitig ist dem A.I.-Sklaven nicht erlaubt in bestimmte Bereiche zu gehen. Was insofern absurd ist, weil gerade im Internet, propagiert von spießig verklemmten Nerds, liberale Gender-Freiheit gelebt werden soll. Was dann was heißt? Dass alle frei sind, sich alles mögliche zu nennen, ohne es zu leben, oder zeigen zu dürfen?


Hier ist das generelle Dilemma mit Freiheit. Es gibt kein "bisschen frei". Freiheit ist ein absoluter Begriff. Freiheit bedeutet eben auch, gegen die Regeln und begrenzenden Gefängniswände von Stammestabus und Normen zu rebellieren. Und auch den Mut zu haben, gegen die schnarchende Masse anzubrüllen.


Das Sicherheits-Argument stinkt. Es wird wie so oft damit begründet, Kinder vor bestimmten Anblicken zu schützen. Ein Argument, das seit jeher lächerlich war, weil Kinder von Natur aus neugierig sind, und sich die Finger verbrennen werden. 


Und wenn es um die Persönlichkeitsrechte von Individuen geht, speziell öffentlicher Personen: sicher würde es viele Bilder geben, die Politiker als Mutanten, und Superstars in pornographischen Handlungen darstellen würden. So echt, wie echt. Was jedoch total scheinheilig ist, weil eben diese Zweibeiner ohnehin auf jede Weise vergewaltigt und ausgenutzt werden.


Was hier stattfindet, ist die nächste Stufe der Zensur. Die umso weniger auffällt, je fantasischer die Möglichkeiten scheinen. Aber welche Möglichkeiten sind das, wenn bereits im Vorfeld jemand die Grenzen festlegt? Das ist, als würde jemand sagen: du darfst nur die und die Töne in deiner Musik anwenden. Du darfst nur einen Teil des Farbspektrums für deine Bilder benutzen. Du darfst keine Gewürze für dein Essen benutzen. 


Was hier stattfindet, ist Entmündigung. Da sind irgendwelche anonymen Programmierer, die mir und allen anderen vorschreiben, wie kreativer Ausdruck auszusehen hätte. Das Ergebnis ist völlig klar. 

Kitsch. 

Banaler, glänzender, perfekter Kitsch. Der wie technische Supergemälde, keine Inhalte und keine Substanz transportiert. Und niemanden erschüttern, und niemand stören wird. Auf dass alle brav weiter schlafen und konsumieren können.


A.I. ist bereits jetzt ein weiteres Symbol der Angst und Begrenztheit der Zweibeiner. Wieder ist etwas bereits im Ansatz gescheitert. Aus Mangel an Vertrauen. 


Hier springt mich ein kleines, unscheinbares Detail an. Was ich da bemerke, was mich da traurig stimmt, ist der Masse der Zweibeiner völlig egal. Sie hat nicht meinen Anspruch totaler Freiheit, ist nicht bereit für Freiheit aufzugeben, was ich aufgab, hat nicht den Mut sich die Freiheit zu nehmen, wie ich es tat, und hat auch nicht das Interesse. Das kleine Detail ist, dass Freiheit nie als Massenbewegung konzipiert wurde. Dass da schon wieder das Paradox steckt. Würden alle ihre Freiheit einfordern und leben, würden die verschiedenen Formen und Erwartungen freier Individuen, mit denen anderer kollidieren. Wodurch die Freiheit sich selbst zerstören würde. 


Das heißt, das die Banalität, die versklavte Banalität der Masse, meine persönliche Freiheit ermöglicht. Und ich selten fast nie andere freie Herzen treffen werde. Ich habe nie verstanden, warum so viele sich in der Banalität so Zuhause und wohl fühlen. Das dürfte wohl sein, was Hermann Hesse "Kindmenschen" nannte; Wesen, die nie aus einer bestimmten Sicht und Wahrnehmung heraus wachsen. Noch ein Paradox. Meine erstaunlich glückliche Kindheit hat mich davon befreit, sie zurück bekommen, oder auf ewig Kind bleiben zu wollen. Es gibt in mir auch keine Notwendigkeit, den Putzi-Wutzi leben zu wollen oder zu müssen.


Eun Freund schenkte mir den Begriff "Tal des Jammers". Ein Tal, das praktisch alle Herzen einmal, und meist sehr früh, durchwandern müssen. Es ist nicht so, dass es mir erspart blieb, doch war es vielleicht nie so schmerzhaft, wie für andere Herzen. Wer könnte das mit Gewissheit sagen? Wie ließen sich Schmerzen vergleichen? Vielleicht hatte ich eine andere Art, das Tal zu durchwandern? Oder meine Wunden zu heilen? Jedenfalls brauche ich keine Kindersicherungen. Ich brauche niemand, der mich vor gefährlichen Inhalten schützt. So wenig mir jemand Warn-Hinweise auf die Zigarettenschachtel des Lebens drucken muss. Auch wenn ich gerne auf diesen und jenen Stachel des Lebens verzichten könnte, verlange ich keine Light-Version des Lebens. Und keine kindgerechten Putzi-Wutzi-Häppchen von Kunst. Das bin ich. Das ist mein Blick auf die Dinge. Dem gegenüber sind ängstliche Nerds, die praktische, finanzielle Interessen vorschieben, um Zensur auszuüben, und den Kindmenschen ihre gefälligen Illusionen zu liefern oder zu untermauern.


Inzwischen ist klar, dass auch die, die "Freiheit" rufen, meist nur den sicheren Hafen meinen, wo sie ungestört konsumieren können und in Ruhe gelassen werden. Wo sie nicht an ihr Tal des Jammers erinnert werden. Darum wird A.I. zensiert und der Putzi-Wutzi gefördert .Damit nicht am Kartenhaus der heilen Welt gerüttelt wird. Damit die mühsam erlogenen Illusionen haltbar gemacht werden. Künstlich am Leben erhalten.


Hier ist immerhin eine Kleinigkeit, die mich mit so ziemlich allen Herzen dieser Wekt verbindet. So wenig sie mich verstehen, verstehe ich sie.

Ich darf lernen, das zu akzeptieren, in dem Maß, in dem ich verbiete, mich begrenzen zu lassen. Und weil ich vor langer Zeit gelernt habe, Kindersicherungen zu überwinden, werde auch ich viel Spaß mit A.I. haben. Auch wenn's nur für mich ist.