Freude

In meiner Welt ist Freude meine Motivation.

Vielleicht die einzige Motivation.

Auf jeden Fall die Motivation, die für mich zählt.

Vieles was ich mache, und noch mehr, all das was ich nicht mache, liegt in Freude begründet.


Wer nicht von Freude bewegt wird, kann meist nicht anders, als meine Beweggründe aus dem eigenen Realitätstunnel heraus zu betrachten und zu bewerten. Mir ist längst bewusst, dass das ohne böse Absicht geschieht. Es ist inzwischen völlig selbstverständlich, dass die Mehrzahl aller Herzen, die mir begegnen, mich nur aus ihrer Sicht der Welt bewerten, und oft verurteilen müssen.

Anderenfalls müssten sie fragen stellen. Eine Kunst, die kaum mehr jemand beherrscht. Es ist ungefährlicher Vernutungen anzustellen. Damit bleibt das Selbstbild geschützt, und man läuft nicht Gefahr über Selbstbetrug und Illusionen zu stolpern. Was extrem schmerzhaft sein, und unvorhersehbare Folgen haben kann.


Das hat jedoch nichts mit mir und meiner Welt zu tun.

Ich beobachte, dass andere Herzen sonderbare Vorstellungen von Freude haben. Das ist oft mit Leistung, Arbeit, Anstrengung und Stress verbunden. Verstehe ich nicht; muss ich nicht verstehen. Wenn sie es sagen, dann glaube ich ihnen. Wenn sie Schmerzen und Probleme durch ihre Vorstellungen von Freude bekommen, nehme ich das wahr, werde mich jedoch nicht ungefragt einmischen.

Umgekehrt scheinen viele Herzen meine Aspekte der Freude auch nicht zu begreifen.


Ich liebe es, meine Einsichten und Beobachtung zu teilen und zu verschenken. Das wurde und wird gern sehr sonderbar ausgelegt. Ich würde "manipulieren". Ich würde mich "über jemand stellen". Ich hätte "Absichten".

Aus dem Blickwinkel der Freude, spielt das alles keine Rolle. Ich mache, was ich mache, weil ich kann, und weil es mir Freude bereitet; nicht zwangsläufig die Reaktionen, die ich ernte, sondern der Vorgang in sich. Ich brauche das nicht analysieren. Ich wurde in dieses Leben mit bestimmten Fähigkeiten und Qualitäten geboren. Weil sie keiner imaginären Norm entsprechen, heißt das nicht, sie wären nichts wert. Es sind "meine". Verstehen Sie mich bitte richtig. Das heißt nicht, dass ich mir deshalb darauf etwas einbilde. Es heißt auf keinen Fall, dass ich sie herabwürdige, wie das von manchem Gegenüber als Unterwerfungsritual gern gesehen würde. 


Bin ich stolz darauf? Ja. Nicht übermäßig. Ich nehme mir das königliche Recht, die Schmerzen, durch die ich ging, anzuerkennen. Ablehnungen und oberflächliche Verurteilungen haben über viele Jahre bestätigt, dass ich ein Individuum bin. Einzigartig. Ein Unikat. Das allein ist in sich eine Quelle der Freude. Befreit es mich doch aus den Zwängen des Vergleichs und Wettkampfs. In meiner Welt gibt es kein "besser" oder "schlechter". Nur Phänomene, die für sich stehen. Mir ist klar, dass aus dem Blickwinkel der Leistung, diese Sicht unverständlich ist. Weshalb ich niemand krumm nehme, wenn ich komplett verkannt werde. Auch wenn es weh tut, oder traurig macht, oder mich einen Moment verwirrt.


Freude ist in sich Grund genug. 

Wenn ich schreibe, auch über unangenehme Themen, ist das meine Freude. Weil es Ausdruck meiner eigenen Sicht ist. Ich zitiere nicht. Ich berufe mich nicht auf anerkannte Meinungen der Popkulturen. Ich beobachte, lasse die Phänomene wirken, und schreibe auf, was nach der Verdauung an Scheiß herauskommt. Ob jemand diesen Scheiß mag oder nicht, ändert nichts daran, dass es mein Scheiß ist. Viele Herzen haben sehr ambivalente Gefühle zu ihrer Scheiße. Ich nicht. Wie könnte ich etwas ablehnen, was aus mir kommt, auch wenn es vielleicht komisch riecht?


Es bereitet mir Freude zu malen. Es bereitet mir Freude, Aufmerksamkeit zu schenken. Ich höre gerne zu. Ich erzähle gern. Ich frage gern, weil Fragen Einblicke in andere Herzen ermöglichen. Ich blicke gern in andere Herzen. Einfach, weil ich gerne andere Universen bereise. So wie ich gerne Filme sehe, Geschichten lese, oder Musik höre. 

Neulich erfuhr ich, dass es eine ganz andere Sicht gibt. Dass Fragen Misstrauen erzeugen, weil verletzte Herzen erfahren haben, dass im Vertrauen geschenkte Einblicke, gegen sie verwendet wurden. Das ist mir fremd. Ich sehe keinen Sinn darin, mir auf diese Art Vorteile zu ergaunern. Machtspiele sind mir generell ein großes Fragezeichen. In meiner Welt ist das Ausdruck von Mangel. Ich lebe in einer Welt des Reichtums, die paradoxerweise um so reicher wird, je weniger ich habe. Vielleicht liegt das an diesem alten Gleichnis, dass die geschlossene Faust nicht empfangen, ein volles Gefäß nichts aufnehmen kann.


Es bereitet mir Freude zu geben - und zu bekommen. Vorausgesetzt es sind damit keine versteckten Deals verbunden. Ich habe gelernt Vorsichtig zu sein, von wem ich etwas annehme, und zu fragen, ob ein Geschenk wirklich ohne Preis ist. Es bereitet mir Freude auf solche Herzen zu treffen. Sie sind der Ausgleich für eine Masse an Zweibeinern, die in allem einen Deal sehen, und dadurch von Misstrauen verbittert werden.


Ich vertraue, und das macht mich froh. Auch wenn eine Übermacht an negativen Affirmationen, meinem Vertrauen entgegen steht, sehe ich keine Veranlassung etwas zu glauben, was auf Angst gebaut wurde. Ich lebe lang genug in der Natur, was mir ebenfalls Freude schenkt, um überall zu sehen, wie Phänomene kommen und gehen. Blüten verwelken, aber das bedeutet eben auch, das neue Blüten kommen. Das paranoide, verzweifelte Horrorkonstrukt von Weltuntergang und totaler Zerstörung, ist kein Film, der mich inspiriert. Das kann millionenfach mit so genannten "wissenschaftlichen Beweisen" untermauert werden; ich glaube dieses Glaubenssystem nicht, und vertraue in meine Welt der Wunder, des Reichtums, und natürlicher Überraschungen, die stets in die Balance führen werden. Weil sie es immer getan haben. Hier mein "Beweis": trotz aller angekündigter Weltuntergänge und realer Katastrophen, lebe ich, und da Sie dies lesen, leben Sie ebenfalls.

Das allein ist eine Sache, die mich erfreut.


Mir gelingt es so wenig wie den erleuchteten Buddhas dieser Welt, ständig und nonstop in Freude zu sein. Doch ist das nicht mein Maßstab. Ich glaube nicht an Vergleiche, weshalb mein Maß an Freude immer genug ist. Egal wie andere das sehen, egal ob ich meine Freude gerade tief oder oberflächlich fühle. 


Sogar in einem kalten, unfreundlichen Winter, gibt es kleine Geschenke der Freude. Die ich nicht immer wahrnehme, aber darauf vertraue, dass sie da sind, und ich sie auch wieder wahrnehmen werde.


Es bereitet mir Freude, mein Leben zu leben. Wer wissen will, wie ich das mache, schön, auch das freut mich. Wenn es niemand interessiert, dann spielt das keine wirkliche Rolle, weil meine Freude ist nicht von der Anerkennung durch andere abhängig. Ich bin gern allein, und auch dort in Freude. Weil ich nicht gezwungen wurde, allein zu sein, sondern die Konsequenzen meiner Wahrheit akzeptiere.


Meine Freude ist etwas anderes als "positive Thinking". Es ist was ich bin. Was nicht erklärt werden braucht oder kann. Es kann mit Freude erfahren werden, oder nicht. Wenn ich jemand keine Freude sein kann, ist auch das okay. Weil alle die gleiche Freiheit haben, wie ich. Alle dürfen für sich wählen, was und wer ihnen Freude bereitet.


So einfach kann die Welt sein. Wenn einem Einfachheit Freude bereitet.