Schauspieler

Eins der unhaltbaren Märchen der angehenden Menschheit, ist das der Ehrlichkeit. "Du sollst nicht lügen" heißt es in den Gebrauchsanleitungen fast aller Philosophien in unterschiedlichen Kulturen und Nationen. Nicht gesagt wird, dass wer das wagt, unmöglich gewinnen kann. Wahrheit wird nicht gern gesehen, weil sie einerseits die Lügen aller Anwesenden bloßlegt, und andererseits, weil sie extrem beängstigend wirkt. Ehrlichkeit und Wahrheit sind Superkräfte, die den Besitzer dieser Fähigkeiten Unangreifbar machen. Manchmal unsichtbar. Aber nur bedingt unverletzlich. Erst Mitgefühl, Vertrauen und Vergebung machen ein ehrliches Herz unverletzlich. Und mal ehrlich - wer kann das alles? Dagegen ist mehrere Fremdsprachen zu lernen ein Kinderspiel.

Ehrlichkeit und Wahrheit sind Eigenschaften, mit denen gerne geflirtet wird. Man schmückt sich gern damit, wohl wissend, dass das gerade so weit reicht, wie es die eigene Rolle erlaubt. Die Welt der Zweibeiner ist eine Welt der Schauspielerei und Schauspieler. Es wird erwartet, dass man sich von Kindheitstagen an, in Rollen einfügt, die einem zugewiesen werden, bis man alt genug ist, eine eigene Rolle zu finden. Der Erfolg eines Zweibeiners im großen Theater des Lebens, hängt davon ab, wie überzeugend eine Rolle gespielt oder ausgefüllt wird.

Das Drehbuch für diese Rollen lässt jede Soap Opera wie große Kunst erscheinen. Weil keine der Rollen sich an den Möglichkeiten des Lebens orientiert oder vom grenzenlosen Universum inspiriert ist, sondern von Klischees, die auf Klischees, die auf Klischees, die auf Klischees gebaut sind. Ein unendlicher Turm von Klischees, die auf nichts begründet sind und auf keinem Boden stehen. Niemand weiß, wer die Rollen erfunden hat. Nein, Shakespeare war es nicht; auch er hat nur in den großen Topf aus Klischees gegriffen.

Bis heute, reicht es Zweibeinern, eine Rolle zu spielen, und dafür Anwrkennung zu bekommen. Was putzig ist, weil diese Rollen keinerlei Substanz haben. Es sind Suppen, so oft aufgewärmt und verwässert, dass darin keine nahrhafte Bestandteile gefunden werden können. Dennoch funktioniert das Theater, weil alle Beteiligten so tun als ob. Sie spielen ihre Rollen so gut, dass sie sich selbst und gegenseitig überzeugen, sie würden keine Rollen spielen. 

Das kleine Theater ist diesbezüglich Spiegel des großen Theaters. Oder Kino. Wie hieß es früher so schön? "Mach dir ein paar schöne Stunden, und geh' ins Kino." Damit Kino, Theater, TV oder Netflix funktionieren, muss man sich darauf einlassen. Besucher begeben sich willentlich in eine Illusion, zahlen sogar dafür, um etwas Entertainment und Ablenkung zu genießen.

Wenige erkennen, dass das sogenannte Leben, auch nur ein Kinobesuch ist. Sie lassen sich davon täuschen, dass da weder Sitzreihen, noch Leinwand sind, und glauben deshalb, sie wären außerhalb ihrer Komödie oder Tragödie.

Manchmal erkennen sie noch im Gegenüber einen Schauspieler, aber niemals sich selbst als solchen.

Oft spielt da eine ordentliche Portion Eitelkeit mit rein. Nach dem Motto: "Ich spiele meine Rolle so gut, dass nichtmal ich bemerke, dass ich eine Rolle spiele.

Wenn eine ausreichende Menge solcher Schauspieler zusammenkommt, kann ganz großes Kino stattfinden. Bis hin zu äußerst überzeugender Simulation von Wahrheit oder Ehrlichkeit. 

Nur der Traum ist außerhalb dieser Illusion, und nachts wundern sich die Schauspieler, was sie träumt. Es passt selten in die einstudierten Rollen. Wird selten verstanden, und leichtfertig vergessen.

Und solltest du nun beabsichtigen, in die Wahrheit zu streben und die Illusion zu verlassen, sei gewarnt! Du begibst dich dann aus allem, was Schauspieler kennen und zu verstehen glauben. Sehr gefährlich. Es macht einsam. Überlege dir lieber, ob du eine alternative Rolle finden kannst oder willst.

 

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