Wage es!

Wage es!

(In Erinnerung an Emily Dickinson)


Wage es,

meine königliche Genialität 

jetzt zu erkennen.

Trau dich,

mir heute Anerkennung zu geben.

Hab den Mut,

meine Ausdrücke des Herzens

jetzt zu sehen, zu lesen, und zu hören.


Eines Tages hat mich der Tod gefressen.

Im Tod sind meine Gaben

für mich nicht mehr von belang.

Die Geschichte der Kunst ist voll tragischer Ignoranz.

Die belanglose, banale Gefälligkeit wurde immer gern vermarktet und konsumiert.

Das Fremde, 

die unbequeme Wahrheit des Herzens,

immer gerne leichtfertig ausgeblendet.


Zu gefährlich wäre es gewesen,

wirkliche Inspiration anzunehmen.

Zu riskant, 

sich mit einem Namen zu schmücken,

der das Establishment nicht füttert,

und den Sklaven der Hierarchie

nicht den Hintern entgegen streckt.

Wie praktisch dass diese Herzen starben,

und sich nicht dagegen wehren konnten,

wie lukrative Lügen um ihr Vermächtnis gesponnen wurden.


Stehe heute zu mir,

denn übermorgen bin ich wieder Sternenstaub,

und all meine Träume für dich

als Stern zu leuchten,

sind dann nur mehr Konserven

in deinem schwarzen Spiegel,

inmitten von Trillionen Amateuren,

die gerne mutig wären,

aber nicht verstehen,

dass wahrer Ausdruck des Herzens

mit dem Schmerz einher geht,

allein, ungeliebt,

missverstanden, verurteilt und gelyncht zu werden.


Ich weiß, 

dass der Tod mein Lebenswerk vollenden wird.

Keinem cleveren Geschäftsmann sei erlaubt,

auf meinem Grab in meinen Gaben zu wüten,

und sich mit meinem Genie zu schmücken.

Oder ich werde dir im Traum erscheinen,

und dich beißen!


Das heißt nicht,

dass ich mich nicht daran erfreue,

vor meinem Ableben

von dir erkannt zu werden.

Von Dir!


Vergleiche dich nicht mit mir! 

Bewerte mich nicht!

Hab keine Angst.

Lass dein Herz erkennen

wer ich bin und was ich mache.

Warte nicht, 

bis jemand dir vorsagt,

ich würde große Kunst machen.

Lass dir nicht einreden 

ich wäre Kult.


Glaub' mir nur,

dass ich mache was ich mache,

um dein Herz zu berühren,

und dich zur Rebellion zu ermutigen.

Gegen alles Unechte,

Entseelte,

Banale,

Verlogene.

Wage es.

Wage es, 

mich zu erkennen.

Hier und jetzt!