Sieben Todsünden, sieben Möglichkeiten


"Sünde" ist ein sonderbares Wort. Was genau ist damit eigentlich gemeint? Verbote Gottes? Eigenschaften, die göttliche Bestrafung nach sich ziehen? 


Relativ sicher ist, dass es sich um einen moralischen Begriff handelt. Ebenso sicher ist dieses Wort im festen Griff der Kirche, die glaubt darauf eine Art Copyright zu haben.


Aus meiner unbescheidenen Sicht handelt es sich bei dem Begriff um eine Umschreibung für (tierische) Unbewusstheit.


Wenn du kurz romantische Idealisierung der Tierwelt abschalten kannst, dann wird es einfach, dem Begriff "Sünde" etwas näher zu kommen. Tiere, speziell Säugetiere, haben einige Eigenschaften, die sie auf fast täglicher Basis anwenden. Neid, Völlerei, Gier, Wollust, Hochmut, Trägheit und Zorn..


Bei Tieren wird das nicht nur toleriert, es wird verniedlicht. Weil man Tieren fehlendes Bewusstsein nachsagt. Damit ist jedes Verhalten entschuldigt. (Weshalb so viele Herzen den Weg des Alkohols geben. Kein Bewusstsein - keine Verstrickung in moralische Aufgaben.)


Zweibeiner, die von sich glauben wollen, sie hätten sich aus den Niederungen der Tierwelt entfernt, dürfen und sollen dieses Verhalten nicht an den Tag legen. Hier beginnt die Moral zuzuschlagen. Das Regelwerk für gesellschaftliches Miteinander unter Zweibeinern.


Der Haken an Religionen und Kirchen ist, dass sie ständig mit Verboten und göttlichen Bestrafungen um sich werfen, und damit hilfreiche Wahrheiten ungenießbar machen. 


Nicht Gott, nicht Jesus, und auch kein Teufel werden irgendwen bestrafen für tierische Unbewusstheit. Tiere kommen ganz gut zurecht, mit ihren Todsünden. 


Das eigentliche Thema sind weder Verbote noch Strafen. Bestimmte Ausdrücke des Seins werden zum Hindernis, wenn man genug hat vom Tier-Sein und tierischen Grunzen. 


Die sieben Todsünden sind Wegweiser. Wann immer ein Herz ins Fahrwasser dieser tierischen Verhaltensformen kommt, wird es hinter den Möglichkeiten zurück bleiben. Das ganze Potential der Liebe, Kreativität, des Lichtes bleibt unberührt.


Wer genau hinschaut, wird bemerken, dass die sieben Todsünden ein weites Spektrum des Zweibeiner-Daseins abdecken. So oder so, wirst du, ja du, liebes Lesewesen, unbewusst ziemlich sicher in eine der sieben Fallen tappen.


Was gut ist. Denn jede dieser Fallen wird dir etwas über dich verraten. Vielleicht sogar mehr, als wärst du erleuchtet geboren und nie in Versuchung geführt worden.


Die sieben Fallen, die sieben Versuchungen, sind Experimentierfelder. Vielleicht um dich aus deiner Unbewusstheit zu führen. Um blinde Flecken sichtbar zu machen. Auf jeden Fall, um dich mit Konsequenzen lieblosen Verhaltens zu konfrontieren. Nicht um dich auf ein Leben nach dem Tod neben Gott vorzubereiten. Sondern um dich an das Göttliche in dir zu erinnern, auf dass du wächst und erblühst wie eine strahlend weiße Lilie inmitten von Sumpf und dunklem Morast.