Messenger Without A Cause

So viele Jahre beobachte ich das gleiche Spiel. So viele Herzen rennen mit inneren Schmerzen herum, die sich oft in körperlichen Schmerzen ausdrücken. Sie fühlen sich ängstlich, überfordert, sind uninspiriert oder hilflos, kämpfen mit alten Dämonen, oder scheitern in alltäglichen oder partnerschaftlichen Dingen. Für jedes Phänomen gibt es inzwischen einen schwer aussprechbaren, lateinischen Krankheitsnamen. Für fast jede Krankheit ein Medikament - das nicht heilt, aber Linderung verspricht. Versprochen ist Versprochen, und wird darum gebrochen.

Alles zusammen genommen, ergibt sich ein Bild, dass jede Gelegenheit für Hilfe genutzt werden will. Weshalb eine weltweite Armee von Helfern entstanden ist. Die sich genau wie die Krankheiten, die sie heilen wollen, mit gewichtigen Namen schmücken. Für jedes Problem gibt es das passende Pflaster. Google gibt Auskunft welcher Heiler passt. Likes und 5 Sterne Bewertungen verraten welche Heilungsmode gerade angesagt ist. Teuer ist gleich gut. Nur teuer erkaufte Heilung, kann sich auch im physischen Körper manifestieren. Wer viel Geld in die eigene Heilung investiert, schafft sich einen Placebo-Effekt mit 98%iger Erfolgsgarantie. Aber wenigstens eine Beschäftigungstherapie, die ein paar Tage weiter trägt.

Wogegen hilfreiche Botschaften von Freunden, Geliebten oder selbstlosen Botschaftern meist als Einmischung abgeschmettert, und kostenfreie Helfer in jeder erdenklichen Art diskriminiert werden.

Nach Jahrzehnten eigener Erfahrung und durch Beobachtungen bei anderen Botschaftern, zeigt sich, dass viele verwundete Herzen keine Heilung wollen. Sie wollen Publikum für ihre Dramen, Beschäftigung als Ablenkung, oder einfach Aufmerksamkeit. 

Sie kaufen sich Heilungsillusionen, und damit die Möglichkeit Botschaft und Botschafter zu kontrollieren. Grenzen sollen gewahrt werden. Vor allem die Grenze, mit der das verwundete Herz ummauert wurde.

Meist sind es Freunde, Geliebte oder selbstlose Botschafter, die unangenehme Wahrheiten aussprechen. Sie haben den höchsten Preis zu zahlen. "Kill the messenger" ist noch 2000 Jahre nach der Kreuzigung Christi, das häufigste Verhalten der Schutzprogramme, die Botschaften nicht annehmen wollen.

Außer dass mir jemand ein Messer reingerammt oder mit einer Pistole auf mich geschossen hat, habe ich bislang so ziemlich jede Form der Ablehnung, Aggression und Hass auf mich gezogen. Was mich inzwischen in Richtung Einsicht wanken lässt, dass Zweibeiner keine Wahrheit wollen. Lieber süß verpackte Illusionen, Erdbeerfarben mit Schokogeschmack. Und wenn die Wahrheit 1000 Mal frei macht. Der Preis ist ihnen zu hoch. Sie müssten ein jahrelang aufgetürmtes Kartenhaus aus Illusionen einreißen. Müssten sich ihre Selbsttäuschung eingestehen. Annehmen, dass das böse, böse Außen nicht Schuld an den eigenen Verstrickungen ist.

Nicht immer sind Eitelkeit, Gier oder Neid verantwortlich für Fehleinschätzungen. Manchmal trifft ein Herz fatale Entscheidungen aus noblen Motivationen. Wünsche werden ausgesprochen; das Leben liefert. Zuverlässig. Ist das Paket erst da, ist da oft ein Inhalt, der so weder bestellt noch gewünscht wurde. Man fühlt oder ahnt den Rattwnschwanz, aber macht heiter weiter, weil man von Zweibeinern umgeben ist, die ebenso herumstolpern.

Dieses unreflektierte Verhalten, das nie ins Zentrum der Illusion vorzudringen wagt, wird bei der Wahl von Helfern übernommen. Die Heilung soll Anonym stattfinden. Gerne Online. Niemand soll was mitbekommen. Bezahlung ist auch Schweigegeld. Man bezahlt für das Vertrauen der Heiler; man müsste sonst eigenes Vertrauen aufbringen. Der bezahlte Heiler spricht dann Worte die wahr klingen, aber selten die massiven Schutzmauern der Hilfesuchenden durchdringen. Die wiederum oft glauben, eine Botschaft intellektuell zu verstehen, würde bedeuten, sie auch integriert zu haben 

Es sind Freunde, Geliebte oder selbstlose Botschafter, die eben auf den eingeforderten Schonwaschgang keine Rücksicht nehmen. Sie breschen mit einem Bagger durch die Schutzprogramme, um dann auf jede erdenkliche Art verurteilt, ausgelacht oder beschimpft zu werden. Die Heilsuchenden wissen nicht, wie sie heil weden können, aber sie wissen ganz genau, wie die Heilung stattzufinden hätte.

Ist das eine gewisse Arroganz der Heilsuchenden? Müssten sie sich nicht in Demut und Dankbarkeit hingeben? Ist das ein Zeichen der Zeit, oder waren Zweibeiner nie anders?

Wer bereit ist, wird bemerken, dass der Schmerzfaktor einer Botschaft mit dem Wahrheitsgehalt zusammen hängt. Und dass ein kleines Danke mitunter Hinweis für Freunde, Geliebte oder selbstlose Botschafter ist, dass eine Botschaft angekommen ist. Oder ein Herz den Weg der Heilung eingeschlagen hat. 

Und Freunde, Geliebte oder selbstlose Botschafter sind aufgefordert, niemals, nie und nimmer, aktiv zu werden, solang sie nicht gefragt sind. Die Frage kommt selten. Weshalb die meisten Botschafter, messenger without a cause bleiben.