Fast


Es gibt da einen Träumer in mir, der hartnäckig daran glauben will, "alles würde irgendwie gut". Das ist insofern interessant, weil es suggeriert, da wäre etwas nicht gut. Tatsächlich befinde ich mich überwiegend in einem Zustand von "gut genug". Was paraToxer weise nicht gut genug scheint.😀

Auch interessant, dass ich nicht Träumer genug bin, um irgendwem oder was schimpfend Schuld zuzuweisen.

Genau betrachtet hat sich meine Lebenssituation seit Verlassen der Schulfolterkammer nicht groß geändert.

Ich strebe noch immer danach Wahrheit zu leben. Was in der Welt Ängstlicher nicht gefragt ist. Es wird zwar gern als hoher Wert idealisiert, aber gleichzeitig als Unerreichbar abgetan. Die Opfer wären zu hoch. Warum sollte man in der

Welt totaler Verfügbarkeit ausgerechnet das Eine wünschen, was es nicht im Supermarkt gibt? Kleiner Anflug von Masochismus?

Zumal es nicht belohnt wird, den Weg der Wahrheit zu gehen.

Wer dies wagt, hat nicht nur Zweibeiner als Gegner. Es scheint, alle Lebewesen, die Natur und sogar Gott, die alte Trompete, stellen sich gegen einen.

Wozu also sollte sie gut sein, die bekloppte Wahrheit?

Damit man mir nach dem Tod ein Blechdenkmal baut? Damit irgendwelche verträumten Teenager, wie ich es noch bin, haarsträubende Ideen in mich rein interpretieren? 

Was es für ein Abenteuer sei, nach dem heiligen Gral zu suchen? Wie romantisch es wäre im Regen in die Natur zu kacken und im Zelt kalte Füße zu haben?

Nein, entschieden Nein!

Da ist nichts Romantisches. Es wäre romantisch als Buch oder Film. Die Wahrheit ist wohl eher nackte Verzweiflung über Ermangelung an Alternativen.

Ich würde mich gerne für paar Euro prostituieren.

Aber erstens habe ich das Alter überschritten, wo irgendwer für meinen kleinen Hintern Geld hinlegen würde. Und zweitens kann ich nicht. Tja... Ich kann es nicht. Ich bekomme Krämpfe, wenn irgendwelche Affen sich über mich stellen und kontrollieren wollen.

Es könnte so einfach sein. Einfach einen Platz in einer beliebigen, akzeptieren Illusion einnehmen, et voilá! Geld fließt, Bequemlichkeit ist gewährleistet, und Natur wäre das, wozu sie da ist. Beschauliches Entertainment und hübsche Kulisse für die tägliche Sportaktivität.

Stattdessen bin ich in Feindesland. Umgeben von gut erzogenen Sklaven, die freundlich tun, doch jederzeit bereit wären, mich einem Henker zu überantworten. Wenn nur die geliebte Bequemlichkeit gewährleistet bleibt.

Ich bin in Natur, die entweder zu heiß, zu kalt, zu nass oder zu bissig ist.

Oh Göttin, was würde ich für eine Stunde Mutterbauch-Geborgenheit geben! Einfach nur in warmen Glibber treiben, begleitet vom monotonen BummBumm eines lebenden Herzens. Passiv bis zum Anschlag. Beobachtend. Genießend. Und nicht für mich verantwortlich.

Irgendwie scheint das Leben nicht recht aus den Startlöchern zu kommen. Da ist dieses Versprechen "es würde irgendwann gut". Das geht nun schon paar tausend Jahre so. Und fühlt sich selten wirklich gut an. Nur eben "gut genug".