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Das schwarze Loch füttern

 

Physiker und Astronomen versuchen noch immer äußerst bemüht, die Dimensionen und Unermesslichkeit schwarzer Löcher zu berechnen oder zu beschreiben

 

Sie müssten sich nur in eines der vielen sozialen Netzwerke einloggen, und beschreiben, was sie dort vorfinden

 

 

Früher haben Herzen Fotoalben voller konservierter Erinnerungen angelegt

Heute werden konservierte Erinnerungen ins Netz gestellt und mit der ganzen Welt geteilt

 

Der ganzen Welt?

Nein

Nur einer verschwindend geringen und begrenzten Anzahl imaginärer Herzen

die ebenso gut Computer-Programme sein könnten,

die dann und wann nach Zufallsprinzipien „Likes“ oder Kommentarfloskeln verschicken

 

Seit der Erfindung des Internets,

sind Herzen besessen davon,

schwarze Löcher zu füttern

 

Alle haben gute Gründe dafür,

warum sie es tun,

und dass es richtig und wichtig sei,

es zu tun

 

Nichts ist zu banal,

als dass es nicht ein Posting wert wäre

Schamlos kann man sich der eigenen Eitelkeit hingeben,

und wenn darauf jemand einsteigt,

ist das der zeitlich begrenzte und vergängliche sexuelle Kick,

der sonst im realen Leben kaum mehr stattfindet

 

Man darf sich als Star, als Reporter, als Guru, als Erleuchteter,

als alles fühlen, was einem gerade einfällt

Ohne zu bemerken, dass es das gleiche Prinzip ist,

wie Spiegel, die Spiegel spiegeln

 

Obwohl diese elektronisch digitale Illusion keinerlei Relevanz hat,

werden Herzen nicht müde,

dieses schwarze Loch zu füttern

 

Genau wie die großen Brüder im weiten All,

hat das digitale schwarze Loch hypnotische Sogwirkung

Kommt man ihm zu nah,

wird man eingesogen,

und alles was zu einem gehört,

und egal wie viel man gibt,

egal was einen treibt,

es ist nie genug,

denn das schwarze Loch

ist

unersättlich