Große FREIHEIT 2020

Was ist eigentlich damit gemeint? Mit diesem großen, schönen, erhabenen Wort?

„Freiheit“...

 

Ich verband damit, dass ich tun kann, was ich will, und wann ich es will. Natürlich mit dem Anstand und der Integrität, mich nicht in die Leben anderer einzumischen. Dass sich niemand in mein Leben einmischte. Keine Autorität über mir zu haben, der ich keine Macht zugestanden habe.

 

Schon als kleines Kind habe ich mich dagegen aufgelehnt, wenn mich ältere ungefragt belehren und in meiner Freiheit beschränken wollten. In der Schule war ich dann am Besten, wenn sich Lehrer nicht als Lehrer aufspielten, sondern verstanden ihre Begeisterung für ein Thema an mich weiterzugeben . Was selten geschah. Schon als Schüler bemerkte ich, dass viele Lehrer vor allem um der Frustkompensation oder des Machtmissbrauchs wegen, den Beruf des Lehrers gewählt hatten.

 

Einen entscheidenden Moment meines Lebens hatte ich, als ich mich weigerte, dem Militär zu erlauben, über 1 ½ Jahre meines Lebens zu verfügen. Aber mehr noch. Dass niemand das Recht hatte zu entscheiden, was ich anstelle von Militärdienst zu tun hätte. Das erste Manifest meiner persönlichen Freiheit, war eine Frage, die ich mit 18 Jahren zum ersten Mal stellte:

 

„Wer sind die, die da glauben, sie hätten das Recht über mein Leben zu verfügen?“

 

Nach dieser Frage folgte eine Einsicht der nächsten, und dass ich nicht gewillt war, mein Leben billig in die Hände von Sklavenhaltern zu geben. Anders als die meisten Herzen, die mich umgaben, glaubte ich nicht, dass die Sklaverei abgeschafft worden war. Ich sah, dass ihr nur neue Namen gegeben worden waren.

 

Viele Jahre meines Lebens verbrachte ich damit, das zu tun, was mir in den Sinn kam, und je weiter es von irgendwelchen Normen entfernt war, desto besser fühlte ich mich. Gewissermaßen standen viele Jahre meines Lebens unter dem Verlangen, gegen alles zu rebellieren, was nach Autorität stank. Ich nahm den Gestank auch in alternativen Gruppen wahr, wenn ich ein bestimmtes Outfit oder eine bestimmte Gesinnung tragen sollte. Was mich selbst in Gruppen von Außenseitern zum Außenseiter machte. Auch wenn ich auf Drogenreisen ging, oder Ekstase in Sex und Tanz fand, war ich dort im Namen der Freiheit – und nicht im Namen eines Clubs, eines Glaubensbekenntnisses, Ehevertrages, oder der allseits beliebten Bequemlichkeit.

 

Der Weg der Freiheit ist ein spezieller, steiniger Pfad. Mit jeder erlangten Freiheit, zeigte sich, dass da noch Bereiche waren, wo Freiheit erlangt werden wollte. Wäre Freiheit ein Raum, dann wäre es einer, in der hinter jeder Tür in jedem Raum, ein größerer, weiterer Raum, mit noch einer Tür wartet.

 

Jahr um Jahr warf ich Kette um Kette ab. Viele Antworten waren im Namen der Freiheit genau das Gegenteil dessen, was andere mir verkaufen wollten. Wenn Autos als Freiheit verkauft wurden, sah ich nur, wie alle Freunde, die eines hatten, von diesen stinkenden Blechteilen versklavt wurden. Die Liste der Dinge, die Herzen versklavten, war unendlich. Ich arbeitete sie Punkt für Punkt ab, bis ich gelernt hatte, in meiner Armut Reichtum zu finden. Weil so genannte „Arme“ für die Gesellschaft uninteressant waren. Was das für eine gigantische Freiheit für mich schuf!

Besitz war ein Gefängnis. Armut ein Tor in unvorstellbare Möglichkeiten.

 

Obwohl ich Monat für Monat, oft Tag für Tag mit minimalem Geld jonglierte, bereiste ich Länder und wohnte in fantastischen Häusern. Ich erfüllte mir alle Wünsche, und manche Wünsche, waren nicht, was ich mir vorgestellt hatte, und konnten dann auch losgelassen werden. Obwohl ich offiziell unter der Armutsgrenze lebte, fehlte es mir an nichts. Weil nichts, was man angeblich haben musste, irgendwas mit meiner Wahrheit zu tun hatte. Ja, etwas mehr „Sicherheit“ wäre schön gewesen. Stattdessen hatte ich Vertrauen. Dieses Vertrauen sandte mir Signale, die mir stets zur rechten Zeit sagten, was zu tun sei, oder wann ich besser inne hielt.

 

Freiheit und Ehrlichkeit gehen Hand in Hand. Weshalb es wohl unvermeidbar war, dass ich eines Tages erkannte, dass meine Freiheit eine natürliche Grenze hatte. Die Grenze meines Affenkörpers. Es wurde deutlich, dass die Freiheit meines Geistes in einem Körper gefangen war, der Bedürfnisse hatte. Und eben diese natürlichen Bedürfnisse schufen das Potential für Sklaverei. Sowohl für Sklaverei von außen, die durch Beschaffung von Geld, Nahrung, Kleidung, Raum, Wärme, oder Fortbewegung erzwungen wurde. Also, mich in Abhängigkeiten zu anderen zu begeben. Aber da war auch eine Sklaverei in mir. Ich sah mich den Zwängen des Lebens unterworfen. Es war weniger zu spüren, wenn die äußeren Zwänge nicht an mir zogen, doch immer da.

 

Zu keinem Zeitpunkt hatte ich auch nur eine Sekunde in Betracht gezogen, dass all meine erreichten, aber auch fantasierten Freiheiten, einer globalen Diktatur zum Opfer fallen würden. Dass die geistesgestörte Paranoia verletzter Kinderherzen, in Form von irrwitzigen Machtübergriffen einiger Weniger, alle meine Freiheitsideen ins Lächerliche ziehen könnten. Nicht nur, dass Machthaber Entscheidungen trafen und treffen, für die sie nie gewählt worden waren. Auch andere Mächtige spielten und spielen schamlos ihre Karten aus, und degradieren alle Herzen zu Versuchskaninchen in einem globalen Sozialexperiment. In dem fast alle, fast alles zu glauben bereit sind, wenn doch bloß recht schnell wieder die alte Bequemlichkeit wiederhergestellt würde. Egal zu welchem Preis. Alternative oder unbequeme Sichtweisen werden verboten, Personen, die sich taruen sie kund zu tun, als Nazis, Verschwörungstheoretiker, oder sonst wie diffamiert. Oder kurzerhand weggesperrt, ohne Anklage oder Begründung. Auf deutschem Boden, wo angeblich nie wieder Platz für Faschismus sein sollte...

 

Nie zuvor war die „Brot und Spiele“- Mentalität des Volkes deutlicher sichtbar als heute. „Gib uns eine heile Welt, und wir sind bereit alles dafür zu tun“. Freiheit? Wer braucht das schon? Hauptsache Shopping, Entertainment und Friseurbesuche sind gewährleistet. Was durchaus mitfühlbar ist. Ich hätte jetzt auch gerne eine Droge. Eine neue Droge. Eine, die mich nicht krank macht, meinen Mund nicht zu trocken, oder meine Augen zu rot. Eine Droge, die mir eine heile Welt vorgaukeln könnte. Stattdessen sind da in mir die jahrelang gepflegten Ideen von Freiheit.

 

Es gibt Leute, die meinen, man müsse für Freiheit kämpfen. Dieser Satz kommt überwiegend von den Herzen, die auch sonst glauben, dass mit Kampf alle Probleme zu lösen wären. Weit verbreitet unter Herzen mit Vaterwunde. Getrieben davon, ihren lebenden oder toten Vätern beweisen zu müssen, dass sie gute Söhne und „echte Männer“ wären. So richtig haben die Kämpfe der Vergangenheit nie zu befriedigenden Lösungen geführt. Nur zu „friedlichen Zeiten unbeschwerten Konsums“. Die sind erst mal vorbei. Und was nun?

 

Überall sind Ideen. Was ich jedoch nicht sehe, sind irgendwelche Ideen, die in eine neue Vision führen. Die nicht auf alten Konstrukten aufgebaut sind. Da wollen Herzen ihre „Demokratie“ zurück. Ohne zu kapieren, dass dieses Konstrukt so doll nicht ist. Auch das bestehende Geldsystem ist völlig indiskutabel, weil es dazu einlädt, verletzte Herzen in Gier und Maßlosigkeit fallen zu lassen. Wenn ich darüber nachdenke, wie wahrscheinlich es ist, dass die Idee von Freigeld aufgegriffen würde, ein System, das nicht auf Zinsen, sondern Vergänglichkeit von Geld aufgebaut wäre, dann sehe ich, dass der Virus (wer..?) die falschen Alten gekillt hat. Es müsste eine ganze Generation von alten, geizigen, machtbesessenen Tyrannen ausgelöscht werden. Aber damit nicht genug. Es müssten Enteignungen und Geldumverteilungen stattfinden, ehe die Idee des Freigeldes etabliert werden könnte. Und dann wären immer noch nicht die Affenschattenaspekte aus unseren Genen gelöscht. Das, was als „sieben Todsünden“ bekannt ist. „Sünde“ ist da ein unkluges Wort. Es klingt wie Moral. Aber Eitelkeit, Gier, Lust, Wut, Maßlosigkeit, Neid und Trägheit sind keine moralischen Themen. Es sind genetische Programme, die in fast allen Tieren zu finden sind. Ihnen zu widerstehen, gilt als Tugend. Auch Tugend ist kein moralischer Begriff. Es geht hier um Fragen der eigenen Gesundheit und des eigenen Glücks. Und damit des Glücks und Friedens aller Herzen.

 

Ich fühle mich heute sehr allein, weil mächtiger als die anderen sechs Todsünden, ist die Trägheit. Die Bequemlichkeit. Ihr zu liebe, opfern Herzen so ziemlich alles. Vielleicht war mein einziger Antrieb zur Freiheit nichts als faule Bequemlichkeit. Der Wunsch, dem Schwachsinn der Affen zu entfliehen, damit ich ein hübsches, bequemes Leben im Schlaraffenland führen kann. Was das Leben bislang vielfach vereitelt hat. Nicht ein einziges Mal habe ich irgendeine Freiheit „einfach“ zugeworfen bekommen. Ich musste auch nicht dafür kämpfen. Ich musste dafür loslassen lernen. Loslassen ist mitunter schmerzhaft, weshalb die meisten Herzen lieber Sklaven ihrer Materie sind, oder einst ausgesprochener Versprecher, oder Diktatoren, die bequeme Luftschlösser verkaufen. Sie kämpfen auch lieber gegen imaginäre Feinde, als liebgewonnene Gewohnheiten loszulassen.

 

Was gilt es nun loszulassen?

 

Zum Beispiel meine romantische Idee des edlen Künstlers. Die heutigen Tage zeigen, dass Kunst der letzte Scheiß ist, wenn die Herzen sich vor Angst in die Hose pissen. Ich habe Kunst nie mit Konsum in Verbindung gebracht – aber Herzen, die wirklich in der Lage sind, Inspiration aus einem Werk zu ziehen, sind so verschwindend gering, dass meine Idee vom Künstlerdasein jegliche Existenzberechtigung verloren hat. Das lässt in mir eine gewisse Traurigkeit entstehen, wie sie Kurt Tucholsky einst schon beschrieben hatte, als ihm klar wurde, dass seine Fähigkeiten als Geschichtenerzähler in einem faschistischen Land nicht mehr gefragt waren.

 

Kunst loslassen? Nun ja, warum nicht? Kreativität wird sich ohnehin in mir ihre Wege bahnen. Aber was mir wirklich schwerfällt loszulassen, ist die Idee, dass da Herzen sein könnten, die wirklich zu Empathie fähig sind. Momentan sehe ich fast alle Herzen versklavt in materiellen und emotionalen Zwängen. Ich fühle mich wie auf einem falschen Planeten. Wie in einer Schlangengrube. Ich fühle mich nicht mehr allEin, sondern einsam. Beraubt um alles, was meinen Ideen von Freiheit Futter gegeben hätte. Hilflos in einem Ausmaß, in dem sich weniger geübte Herzen längst das Leben genommen hätten.

 

Und die Moral von der Geschicht'? Das Fazit? Die Lösung?

 

Der nächste Atemzug. Der nächste Schritt. Aufpassen, dass ich mir niemandes Meinung aneigne. Und dass ich darauf vertraue, dass zur rechten Zeit die richtigen Impulse zu mir kommen.

Und dass mich das Leben weiterhin führen wird, so wie es mich stets geführt hat. Meine Wahrheit kommt direkt aus der Quelle, und nicht durch menschliche Autoritäten, die sich an mir energetisch bereichern wollen.

 

Vigor Calma, 7.5.2020