Faszinierend

In Krisenzeiten finden sich grundsätzlich sehr schnell Schlaue und Superexperten, die glauben die Antwort gefunden zu haben. Warum geschieht, was geschieht. Über die Jahrhunderte haben sich die Farbgebungen geändert, aber eins kann der Zweibeiner nicht abstellen. Schuld zuzuweisen. Je nach Glaubenssystem, gibt es ein „richtiges“ Verhalten, und eine Krise ist dann die Strafe für „falsches“ Verhalten. Früher waren es Sünden und Verstöße gegen „Gottes“ Gebote. Heute sind es Umweltsünden, und alles was gegen Soll-Vorstellungen rammt, muss zwangsläufig eine Strafe für ökologisches Fehlverhalten sein. Oder anders gesagt: „wenn“ wir nur alle schön brav und artig wären, „dann“...

Nur eins ist hartnäckiger als „Wenn-Dann“-Glaubenssysteme und Schuldgläubigkeit. Angst.

 

In Zeiten von Krisen gibt es dann unzählbar viele verängstigte Herzen, die sich dann schamlos ihrer Paranoia hingeben und „ich hab's ja immer gesagt“ rufen können.

 

Was den verängstigten Herzen unerträglich ist, ist die Vorstellung, irgendwas könnte sich der Kontrolle der Zweibeiner entziehen. Es soll wirklich Dinge geben, die nicht erklärbar sind? Nein. Wir haben ja die Wissenschaft, die uns aus der hilflosen Abhängigkeit von der Natur in die Göttlichkeit erhoben hat, richtig?

 

Angenommen dem wäre nicht so. Angenommen unsere Existenz bestünde aus einem völlig anderen Baustoff. Dass wir nicht aus Genen oder Molekülen bestehen, und nicht daraus unsere Welt schaffen, sondern aus Glauben. Dass alles, worauf wir klopfen, um die Existenz von Materie zu beweisen, pure Glaubensenergie ist. Über Jahrhunderte und Jahrtausende so sehr gefestigt, verstrickt und ineinander verwoben, dass es uns praktisch unmöglich geworden ist, außerhalb dieser Materie-Illusion zu denken. Wären wir wenigstens ansatzweise in der Lage, die Illusion als Möglichkeit zu akzeptieren, hätte das schwerwiegende Auswirkungen auf all die wichtigen Superkräfte der Zweibeiner. Dann würden wir Zweibeiner zu – hoffentlich amüsierten – Beobachtern von Phänomenen. Wir würden mit unseren Sinnen wahrnehmen, was wahrzunehmen ist, und dann und wann würde uns, wie dem Vulkanier Mister Spock, ein staunendes „Faszinierend“ entschlüpfen.