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Geschlossene Systeme

 Immer wieder ist da der Irrtum geschlossener Systeme, sie könnten Öffnung erleben, indem sie ihre Verschlossenheit als Recht einfordern.

Geschlossene Systeme finden gute und einleuchtende Begründungen für ihre Verschlossenheit. Alles wird dafür herangezogen. Sogar spirituelle Weisheit wird missbraucht, um Verschlossenheit zu rechtfertigen.

Geschlossene Systeme beanspruchen für sich das Recht, aus nachvollziehbaren Gründen, sich jederzeit zurückziehen oder Nein sagen zu dürfen. Was genau genommen, kein Thema ist, weil diese Freiheit jedem Herz zusteht.

Doch geht es nicht um Freiheit, sondern um Sicherheit.

Darum, sich niemals wirklich auf etwas oder jemand einlassen zu müssen.

Darum, niemals durch den Schmerz zu gehen, und die Wunden längst vergangener Tage heilen zu lassen.

Darum, niemals ins Jetzt zu vertrauen, und niemals darauf zu vertrauen, dass ein anderes Erlebnis stattfinden könnte, als es in dunklen Erinnerungen abgespeichert wurde.

Darum rennen geschlossene Systeme in Retreats und Kurse, zahlen viel Geld, um die Illusion von Öffnung zu erleben – in der Gewissheit, dass nach einer vorgegebenen Zeit wieder in die gewohnte Sicherheit des geschlossenen Systems zurück gekehrt werden kann.

Geschlossene Systeme erwarten und fordern Verständnis und Mitgefühl für ihre Verschlossenheit.

Verstehen jedoch selten, dass sie sich damit um das Erlebnis bringen, das sie zur Heilung benötigen.

Darum gilt es vor jeder Begegnung zwischen Herzen genau zu überprüfen, ob sich zwei offene Systeme treffen. Ist da irgendwo Verschlossenheit, können die Energien nicht fließen, und egal was gesagt wird – es wird nirgendwohin führen. Außer vielleicht in Missverständnis und Konflikt.

Das ist, warum Zen-Meister Adepten erst prüften, ehe sie in den Tempel gelassen wurden.

Alle Weisheit, alle Intelligenz, alles Gefühl, aller Mut und alle Liebe wird an den Wänden von

geschlossenen Systemen abprallen, und das offene Herz kraftlos, entmutigt und traurig machen.

Geschlossene Systeme wollen glauben, es gäbe einen sanften, sicheren Übergang in die Öffnung,

und oft glauben sie auch, dass es die Aufgabe ihres Gegenübers sei, ihnen diesen weichen Übergang zu machen.

Tatsächlich ist Offenheit, genau wie Heilung, eine Willensentscheidung.

 

Es ist ein Moment, in dem ein Herz bewusst beschließt, sich zu öffnen, zu vertrauen, und mehr noch als das, alle Hintertüren und Fluchtwege zu schließen.

Es ist ein klares „Ja“ für die Hingabe, und das Vertrauen, stark genug zu sein, alle daraus folgenden Phänomene integrieren zu können. Stark genug zu sein.

Das ändert alles. Eine einzige Entscheidung, und tausende Euro für Kurse, Retreats und schlaue Bücher sind gespart.