In die Nicht-Existenz

 So wie viele Herzen die Stille meiden,

 meiden viele Herzen das AlleinSein.

 So wie Stille ins Zentrum führt,

 führt AlleinSein ins Zentrum.

 Wer glaubt, das aushalten zu können,

 wird es nicht aushalten können.

 Stille und AlleinSein zu vermeiden,

 ist Strategie.

Dahinter steckt der ängstliche Wunsch zu vermeiden, was hochkommen mag,

wenn wir auf uns gestellt sind und nichts ablenkt.

Zusammensein geschieht oft ebenso wenig aus Liebe,

wie Sex aus dem Wunsch geschieht, Lust zu erforschen.

Materie wird als schützendes und bestätigendes Energiefeld angehäuft.

 

Vieles was Herzen treiben,

um Stille und AlleinSein zu vermeiden,

ist unbewusste Strategie,

der Konfrontation mit dem Unbekannten aus dem Weg zu gehen.

Dieses Unbekannte ist in einer einfachen Frage zu finden:

 

Wer ist „ich“, „du“, „es“ ohne Bestätigung von außen?

 

Wer hat den Mut ohne Bestätigung und Reflexion von außen,

durch das Leben zu gehen?

Der Ruf nach Freiheit und Nicht-Einmischung ist laut.

Nur wenige sind sich der Konsequenzen bewusst.

Wirkliche Freiheit und ein wirklich eigener Weg ist für Außenstehende bedrohlich.

Es spiegelt die Begrenzungen der Sklavenwelt.

 

Auch Spiritualität kann eine Gefängniszelle sein,

wenn sie nur als Aktivität verstanden wird,

um Stille oder AlleinSein zu vermeiden,

und in der Gruppe unterhaltsame Ablenkung zu erfahren.

Das mag aufregend und lehrreich scheinen,

und ist letztlich das Gleiche, wie Drogenkonsum.

 

Weltflucht und Selbstflucht.

 

Wer sich mit Stille und AlleinSein konfrontiert,

und das ohne Hobbys und Ablenkungen wagt,

wird irgendwann fühlen,

welche Bedeutung die ständigen Bestätigungen von Außen wirklich haben.

So wie manche Herzen Lärm machen,

um ihr Revier zu markieren und sich ihre Existenz zu beweisen,

sammeln Herzen Freundschaften, Geliebte, und Geschäftigkeit.

Alles kann und soll als Beweis der eigenen Existenz dienen.

 

Was bleibt, wenn diese Beweise wegfallen?

Was ist Existenz ohne die Bestätigung von außen?

 

Es braucht ein starkes, mutiges und vertrauensvolles Herz,

um sich nicht vom Schein der Phänomene narren zu lassen.

Die Illusion des Seins, von der Zen-Meister sprechen,

ist keine Metapher.

 

(Vigor Calma, 2020)