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Das Ende von Facebook & Co

Keine Entschuldigung im Vorfeld. Dieser Text ist lang, und wenn deine Aufmerksamkeit und Zeit dafür nicht reicht, dann frag dich bitte, wie das sein kann...

 

Vermutlich erzeugen viele Drogen die Illusion im Gehirn der Nutzer, eine Existenz ohne Droge wäre nicht möglich. Vermutlich wissen die meisten Drogennutzer, dass sie vor Aufgaben wegrennen, wenn sie in eine Droge flüchten. Sie werden vielleicht nicht darüber reden, aber sie wissen es. Wer Heroin spritzt oder Crack raucht, weiß, dass das keine Lakritze oder Lollys sind.

 

Was jedoch, wenn Symptome einer Drogenabhängigkeit bemerkbar werden, aber die Droge nicht als Droge bezeichnet wird? Was, wenn die Droge als Schick, Cool, Positiv, Hilfreich, und durch und durch Großartig gehandelt wird, alle sie nutzen, und alle die Maske totaler Zufriedenheit aufsetzen, während sie darunter leiden? Und was, wenn diese Drogenabhängigen das nicht auf die Droge beziehen, sondern auf sich selbst, und nicht die wahre Ursache ihrer Leiden erkennen können?

 

Über viele Jahre waren Facebook und andere soziale Netzwerke Werkzeug, um mit Herzen in Kontakt zu kommen und auch Geschäfte zu machen. Und meist ging das relativ gut. Zumindest gut genug, um zu überleben. Erst langsam werden Phänomene bemerkbar, die große Unzufriedenheit schüren.

 

Da ist das Phänomen, dass es schwierig geworden ist, überhaupt noch Aufmerksamkeit zu bekommen. Was niemand auf sich beziehen sollte. Weil erstens, die unglaubliche Menge an Informationen unvorstellbar und unübersichtlich geworden ist. Und zweitens, weil im Kampf um Aufmerksamkeit subtile Normungen stattgefunden haben – und individuelle Herzen, die diesen Vorgaben nicht entsprechen wollen, in den praktischen Anwendungen der virtuellen Welt nicht erwünscht sind.

 

Seit vielen Jahren spitzt sich der Aufmerksamkeitswettkampf im Internet zu. Eine Art Besessenheit aller Mitspieler, sich, oder was sie tun, in das best mögliche Licht zu setzen.

 

Die Präsentation der eigenen Person entfernt sich mehr und mehr von dem, wer und was die Person wirklich ist, und verwandelt sich mehr und mehr in eine Art Spektakel für die „Freunde“.

 Es geht um gefällige Shows. Besonders schön repräsentiert durch Kunst, deren Wert daran gemessen wird, ob man davor ein ansprechendes Selfie davor machen kann. Kunst als Kulisse für Selfies. So wie Natur zur Kulisse für gelungene Selfies verkommen ist.

 

Weil das Scrollen durch Milliarden Bilder zu einer verzweifelten Suche nach irgendwas geworden ist, das noch berühren könnte. Eine illusorische Suche, weil nichts im Internet berühren kann. Weil nichts, was via Pixel daher kommt, Wärme, Duft, und Berührung geben kann. Alle wird auf die Fläche eines Monitors reduziert. In dieser 2D Welt hat Leichtigkeit kaum mehr Platz. Weil Milliarden Herzen gleichzeitig rufen: „Nimm mich wahr! Bezeuge mein Sein! Füttere mich!“ Und um gefüttert zu werden, gilt es ein schwarzes Loch zu füttern.

 

Am 22.9.2019 kam eine unerwartete und schockierende Einsicht in Form eines Filmes. Der Film heißt „The great hack“, und wirft ein Licht auf eine Seite von Facebook und Internet, die es unmöglich macht, weiter so zu tun, als wäre Facebook die nette, hilfreiche Seite, als die sie vor etwas über zehn Jahren begann.

 

Dass es Facebook mit Datenschutz nicht so genau nimmt, hat sich längst rum gesprochen. Auch das Prinzip „Verurteilung ohne den Verurteilten zu hören“ gehört zum Verhalten von Facebook. Ansprechpartner? Zuständige? Gibt es nicht.. Alle nehmen es hin. Genau wie alle Zensur hinnehmen. Nein, nicht nur hinnehmen, sondern sich und ihre kreativen Ausdrücke selbst zensieren, damit es in den Facebook-Kontext passt. Ohne wirklich zu hinterfragen, auf wessen Befehl Begrenzungen erzeugt werden, und was das mit unseren Synapsen macht.

 

Da sind Sexfreaks, die sich etwas auf ihre sexuelle Offenheit und Lust einbilden. Sie wollen ihre Sexualität in die Welt tragen, weil sie glauben, dass Sex natürlich ist. Dafür posten sie Fotos von ihren oder fremden, nackten Körpern – aber zensieren Nippel, weil sie nicht wollen, dass ihre Accounts gesperrt oder gelöscht werden. Wer solches Verhalten im realen Leben an den Tag legen würde, gälte als konformistischer Feigling. Nicht im Netz. Da gehört es zu der schleimigen „Netiquette“, die eigentlich eine Netti-Kette ist. Immer schön brav sein. Nur das posten, was Big Brother Zuckerberg vorgibt.

 

Ist dieser Big Brother ein Bruder? Oder längst ein machtgieriger Diktator? Zuckerberg wird für seine große Intelligenz gerühmt – aber tatsächlich scheint er ein verletzter, kleiner Junge zu sein. Davon besessen ist, Papi, Mami, und der Welt beweisen zu müssen, dass das, was er erfunden hat, „gut“ sei.

 

Dass Facebook daran direkt oder indirekt beteiligt ist, welche Regierungen Macht bekommen, ist sehr bedenklich. Die kleine Studentenplattform ist ein Manipulationswerkzeug geworden.

 

Facebook ist weniger ein Kommunikations-Netzwerk, sondern ein soziales Experiment, in dem Facebooknutzer ohne ihr Einverständnis in Versuchskaninchen verwandelt werden.

 

Interessant an diesem Experiment ist, dass niemand weiß, was sie tatsächlich veranstalten. Kein Einfluss und keine Kontrollmöglichkeiten um zu überprüfen, was hinter unseren Rücken für Fäden gezogen werden.

Und da kamen die letzten Hinweise. Ausgesprochen von ehemaligen, hohen Facebookern, die aus Facebook ausgestiegen waren, und empfahlen, es ebenfalls zu tun.

 

Ein Sprecher, der nie Facebook nie genutzt hatte, sagte, dass in den Netzwerken nichts geboten wird, was Wert hätte. Dass es ein Entertainmentprodukt sei, ähnlich einem einarmigen Banditen in einer Spielhölle. Und sofern man etwas zu sagen oder zu geben hat, sollte man es, direkt mit der Welt und Herzen teilen. Nicht durch eine virtuelle Simulation.

 

Ich bin raus.

 

Die Liste, warum ich nicht mehr mitspielen will, ist lang. Aber vor allem haben sich in letzter Zeit Situationen ergeben, in denen ich direktes Feedback von lebenden, realen Herzen in der realen Welt erhalten habe. Die in einem Ausmaß befriedigend und wertvoll waren, wie es das keine Pixel auf einem Monitor jemals gewesen sind.

 

Ach ja... Und dass alle Netzwerknutzer unbezahlte Sklaven sind, die ein System füttern, das nichts oder wenig zurück gibt, wissen eigentlich alle – nehmen es aber im Namen der Eitelkeit hin. Was im Umkehrschluss heißt, dass wir alle keine all zu hohe Meinung von dem haben, was wir anbieten, weil wir es... nein, nicht verschenken! … in Möglichkeiten verwandeln, uns zu demütgen.

 

Ich werde das schwarze Loch nicht länger füttern.

 

Vorerst werde ich weiter meine Homepage (https://vigorcalma.jimdo.com/) pflegen. Wer will, kann dort sehen, was ich gerade treibe, denke, und fühle. Ich werde vorerst meine Musikseite (https://kingmorningstar.bandcamp.com/) und Youtube-Seite behalten – aber wer weiß wie lange noch. Ich werde auf jeden Fall sehen, dass ich Alternativen für Paypal und herkömmliche Banken finden werde. Wer mich erreichen will, kann das via E-Mail (opulence(at)protonmail.com) tun. Vermutlich muss ich auch Skype bald durch eine Alternative ersetzen – oder ersatzlos streichen. Aber vor allem freue ich mich darauf, das Leben an einen Punkt zurück zu führen, wo ich Drogenfrei meine Ideen von Kommunikation und Zusammenkunft praktizieren und zelebrieren kann.

 

(Wie immer, ist auch dieser Text mit der Aufforderung verbunden: Glaub mir nicht. Überprüfe es. Wer etwas tiefer in die Materie einsteigen will, um einen eigenen Ausstieg hinzubekommen: das Internet ist voll von Vidoes und Texten, die auflisten, was heute mit Facebook und Co nicht mehr stimmt. Aber sei gewarnt. Du wirst vielleicht herausfinden, so wie ich, dass du Teil von etwas warst oder bist, was äußerst destruktiv ist...)