Das ewige Leben  (2010)

 

Was würde passieren, wenn Menschen wirklich teilen lernten?

 Wenn sie sich nicht darauf beschränkten,

ihre angesammelte Materie nach dem Tod an so genannte Erben zu verteilen,

sondern ihr ganzes Leben jederzeit schenken würden?

Wenn sie teilten, was sie zu geben haben?

Was würde passieren, wenn diejenigen, die etwas im Leben erreicht haben,

nicht auf ihren Plätzen kleben würden,

sondern freiwillig den Platz räumten sobald ein neueres, frischeres Konzept auftaucht?

Was wäre, wenn niemand jemals glaubte am Ende angekommen zu sein?

Was wäre, wenn kein Mensch jemals glaubte alle Antworten gefunden und alles Wissen aufgesaugt zu haben?

Was würde passieren, wenn Menschen alte Konzepte, alte Glaubenssysteme, und sogar Erinnerungen ziehen lassen würden?

Wenn sie aufhörten zu glauben, sie wären ihre Erinnerungen oder ihre Vergangenheit?

Wenn sie von dem Zwang befreit wären, „Geschichte“ zu schreiben und alles Erlebte archivieren zu müssen?

Was wäre, wenn Menschen es nicht mehr als Verlust betrachten würden,

ihre Tagebücher,

ihre Fotoalben,

ihre Museen,

oder Bibliotheken in Flammen aufgehen zu sehen?

Wenn sie darauf vertrauen würden, dass Wahrheit im Herzen gespeichert

war, ist, und wird,

oder gar nicht?

Wenn sie erkennen würden, dass nicht nur jeder Mensch von Zeit zu Zeit neu anfangen kann, sondern die Menschheit als solche?

Wenn sie sehen würden, dass jede Tradition in dem Moment stirbt, da sie zur Tradition wird?

Wenn sie lernten, den Tag als Wunder, den Moment als einzig, die augenblickliche Handlung als allein relevant zu betrachten?

Wäre das der Moment, da sich der körperliche Tod auflöste?

Wäre das der Quantensprung, der den Affen aus dem Menschen vertriebe?

Und wäre das Resultat, das ewige Leben?

 




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