Die Karmabeamten schreiben mit

 

 

 

Triumphiere zu laut. Bilde dir gar zu viel auf deine eigene Großartigkeit ein. Die Karmabeamten schreiben mit, und werden dir den Dämpfer verpassen, den du brauchst und nicht wünscht.

 

Mach dich runter. Bemitleide dich deiner eigen Winzigkeit wegen. Die Karmabeamten schreiben mit, und werden dir Geschenke schicken, die all dein Leid auslachen.

 

Nimm die Geschenke oder Aufgaben der Karmabeamten an, und die Karmabeamten schreiben mit. Beobachten mit neutralem Auge, wie bewusst du bist. Wie dankbar. Wie bescheiden. Wie ehrlich.

 

Machst du dir und anderen was vor: Die Karmabeamten schreiben mit.

 

Sie werden dir solange Möglichkeiten schicken, Ehrlichkeit zu üben, bis du sie verinnerlicht hast. Wieviele Leben du dafür benötigst: Dein Ding. Den Karmabeamten ist es egal, was du mit deinem Lebensgeschenk treibst. Du kannst es vergeuden, du kannst es aufrauchen, aufsaugen, tanzen, oder im Bett verschlafen. Die Karmabeamten schreiben mit, und scheinen einzig daran interessiert, ob es deinem Potential entspricht. Ob du bereit bist, die Momente des Glücks mit deiner Ration Schmerz zu bezahlen.

 

Lehnst du Schmerz ab: Die Karmabeamten schreiben mit, und schicken dir noch heftigeren Schmerz. Damit du lernst damit umzugehen. Oder warum auch immer. Was die Karmabeamten eigentlich treibt, weiß bis heute niemand. Es gibt da allerhand schlaue Theorien. Aber die Vertreter und Erzähler dieser Theorien stehen unter den Karmabeamten, und was auch immer die Schlauberger herausgefunden zu haben glauben: Die Karmabeamten schreiben mit, und scheuen sich nicht, mit einem gezielten Schuss ins Schwarze jede ausgesprochene Weisheit zu widerlegen.

 

Es scheint den Karmabeamten sogar besonderen Spaß zu machen, denen, die glauben, etwas heraus gefunden zu haben, etwas zu liefern, was ihnen den Boden unter den Füßen weg reißt und sie ins Bodenlose fallen lässt.

 

Ein klein wenig scheint mir, dass die Karmabeamten einen dezenten Hang zu Sadismus haben. Was allerdings in genau dem Moment widerlegt wird, wo sie kritiklos Wünsche erfüllen, und jedes Wesen für sich rausfinden lassen, ob der Wunsch so funktioniert, wie vorgeträumt. Das ist dann doch wieder ziemlich großzügig, und lässt den Verdacht aufkommen, dass die Karmabeamten Humanisten sind, die nichts im Sinn haben, als die Zweibeiner auf dem Weg in die Menschwerdung zu unterstützen. Lieb von ihnen, den Karmabeamten.

 

Aber brauchen wir sie?

 

Können wir nicht ohne sie?

 

Würden wir uns in toller Raserei zerfleischen, wäre nicht jeder Seele ein Karmabeamter zugeordnet? Würden wir in feister Selbstgefälligkeit fett und lahm werden, würden uns die Karmabeamen nich tdann und wann aus unserer eitlen Faulheit scheuchen? Schwer zu sagen.

 

Relativ sicher scheint mir, das ihnen nichts entgeht. Dass sie Gedanken, Worte, Taten gleichermaßen notieren, und allabendlich zu entshceiden scheinen, welche Phänomene sie ihren zugewiesenen Zweibeinern schicken.

 

Nur eine gewisse Neutralität, Buddha‘s „Weg der Mitte“ scheint vor den Überraschungen der Karmabeamten zu schützen, und zu ermöglichen, das Leben zu beobachten und zu erfahren, wie „es gedacht ist“.